Fritz Thiedemann (* 3. März 1918 in Weddinghusen bei Heide; † 8. Januar 2000 ebenda) war ein deutscher Springreiter, Landwirt und Unternehmer.
Fritz Thiedemann wurde als Sohn einer Bauernfamilie geboren, er war das jüngste von neun Kindern und erhielt zunächst auf den für landwirtschaftliche Zwecke gehaltenen Pferden einfachen Reitunterricht. Es folgten erste Turnierteilnahmen. Seine weitere reiterliche Ausbildung absolvierte Thiedemann zunächst in der Kavallerieschule Hannover, später mit deren Verlegung dann in der Heeres-Reitschule in Potsdam-Krampnitz.
Thiedemann trat 1936 der SA bei und erhielt seine Ausbildung maßgeblich auf der SA-Reichsreiterführerschule in Berlin-Düppel. Sein Trainer war Major Felix Bürkner. 1938 gewann er beim Berliner Frühjahrsturnier den Preis der Deutschlandhalle.
In den nationalen Wettbewerben erreichte er 1950 den Durchbruch beim Deutschen Springderby in Hamburg. Hier errang er den Sieg auf dem Pferd "Loretto". Im darauffolgenden Jahr wurde er ebenfalls Sieger auf "Meteor". Im Jahre 1954 gewann er beim King Georges V Gold Cup in London und erhielt den Pokal dazu aus den Händen der Königin Elisabeth II.
Gemeinsam mit Hans Günter Winkler war Fritz Thiedemann der herausragende deutsche Springreiter der 1950er Jahre. Bei den Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki gelang es ihm, als bisher einzigem Reiter der Welt, sowohl im Springreiten als auch in der Dressur in die Medaillenränge zu reiten: er gewann die Bronzemedaille im Springreiten und mit der deutschen Dressurmannschaft ebenfalls eine Bronzemedaille. In der Einzelwertung errang er im Dressurreiten den Platz 12 auf "Chronist" und im Springreiten den 3. Platz.
Bei den olympischen Reiterspielen in Stockholm 1956 gewann er die Goldmedaille mit der deutschen Mannschaft im Springreiten. In der Einzelwertung belegte er den 4. Platz auf "Meteor". Die Goldmedaille konnte er dann auch bei den Spielen in Rom 1960 wiederholen. Sowohl bei den separaten Reiterspielen 1956 als auch 1960 in Rom trug er die deutsche Fahne beim Einzug der Mannschaften während der Eröffnungsfeier. Er ist damit der einzige deutsche Sportler, der bei zwei olympischen Eröffnungsfeiern als Fahnenträger auftrat.
Der Name Fritz Thiedemann ist eng verbunden mit dem seinerzeit weltweit erfolgreichsten Springpferd Meteor, mit dem er auch die meisten Titel errang. Als das Pferd am 26. August 1966 verstarb, wurde ihm ein Denkmal vor der Staatskanzlei in Kiel gesetzt.
Im Jahre 1961 beendete Fritz Thiedemann seine aktive sportliche Karriere, blieb aber weiterhin dem Pferdesport und der Pferdezucht eng verbunden und gab hier seine langjährigen Erfahrungen weiter. Für seine Verdienste wurde er 1974 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Ende 1999 erkrankte er an einer Lungenentzündung und musste am 16. Dezember zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Hier verstarb er am 8. Januar 2000 in der Klinik in Heide.
In seiner Geburtsstadt Heide ist eine Straße nach ihm benannt, der Fritz-Thiedemann-Ring, der eine Umgehung des Stadtgebietes ermöglicht, an dessen Beginn findet man einen Gedenkstein. Die Stadt Elmshorn verlieh ihm 1956 die Ehrenbürgerwürde wegen seiner Verdienste um die Stadt und die dortige Reit- und Fahrschule, an der er jahrelang tätig war. Auch die dortige, 2005 neu eröffnete Auktions- und Reithalle des Verbandes der Züchter des Holsteiner Pferdes ist nach Thiedemann benannt, ebenso ein Fritz-Thiedemann-Weg. Seine Pferde sind in Elmshorn durch Benennung der Straßen Meteorstraße, Finaleweg, Retinastraße und Diamantstraße auch heute noch präsent. Eine Fritz-Thiedemann-Straße findet sich zudem noch in Kachtenhausen.
Im Laufe seines Lebens hat er diverse Auszeichnungen erhalten: Als erster Sportler bekam Thiedemann das Silberne Lorbeerblatt im Juni 1950 von Theodor Heuss überreicht. Sechs Jahre später wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt Elmshorn verliehen.
Im Jahr 1958 wurde er Sportler des Jahres in der Bundesrepublik, 1961 erhielt er die Sportplakette des Landes Schleswig-Holstein. 1974 folgte die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. 2008 wurde Fritz Thiedemann in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.
1957: Hans Günter Winkler | 1958: Fritz Thiedemann | 1959: Piero D’Inzeo | 1961: David Broome | 1962: David Barker | 1963: Graziano Mancinelli | 1965: Hermann Schridde | 1966: Nelson Pessoa | 1967/69: David Broome | 1971: Hartwig Steenken | 1973: Paddy MacMahon | 1975: Alwin Schockemöhle | 1977: Johan Heins | 1979: Gerd Wiltfang | 1981/83/85: Paul Schockemöhle | 1987: Pierre Durand | 1989: John Whitaker | 1991: Éric Navet | 1993: Willi Melliger | 1995: Peter Charles | 1997: Ludger Beerbaum | 1999: Alexandra Ledermann | 2001: Ludger Beerbaum | 2003: Christian Ahlmann | 2005: Marco Kutscher | 2007: Meredith Michaels-Beerbaum | 2009: Kevin Staut | 2011: Rolf-Göran Bengtsson | 2013: Roger-Yves Bost | 2015: Jeroen Dubbeldam | 2017: Peder Fredricson | 2019: Martin Fuchs | 2021: André Thieme
Siehe auch: Liste der Europameister im Springreiten Olympiasieger im Springreiten (Mannschaft)1912: (Schweden SWE) Lewenhaupt, Kilman, von Rosen, Rosencrantz | 1920: (Schweden SWE) König, Martin, Norling, von Rosen | 1924: (Schweden SWE) Lundström, Ståhle, Thelning | 1928: (Spanien 1875 ESP) Morenes, Álvarez de Bohórquez, García | 1936: (Deutsches Reich NS GER) Brandt, Hasse, von Barnekow | 1948: (Mexiko 1934 MEX) Mariles, Uriza, Alberto Valdés | 1952: (Vereinigtes Konigreich GBR) Llewellyn, Stewart, White | 1956: (Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956 EUA) Lütke-Westhues, Thiedemann, Winkler | 1960: (Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch EUA) Schockemöhle, Thiedemann, Winkler | 1964: (Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch EUA) Jarasinski, Schridde, Winkler | 1968: (Kanada CAN) Day, Elder, Gayford | 1972: (Deutschland Bundesrepublik FRG) Ligges, Steenken, Wiltfang, Winkler | 1976: (Frankreich FRA) Parot, Roche, Roguet, Rozier | 1980: (Sowjetunion URS) Asmajew, Korolkow, Pogdanowski, Tschukanow | 1984: Vereinigte Staaten USA Burr-Howard, Fargis, Homfeld, Smith | 1988: (Deutschland Bundesrepublik FRG) Beerbaum, Brinkmann, Hafemeister, Sloothaak | 1992: (Niederlande NED) Lansink, Raijmakers, Romp, Tops | 1996: (Deutschland GER) Beerbaum, Kirchhoff, Nieberg, Sloothaak | 2000: (Deutschland GER) Becker, Beerbaum, Ehning, Nieberg | 2004: (Vereinigte Staaten USA) Kappler, Madden, Ward, Wylde | 2008: (Vereinigte Staaten USA) Ward, Kraut, Simpson, Madden | 2012: (Vereinigtes Konigreich GBR) Skelton, Maher, Brash, Charles | 2016: (Frankreich FRA) Rozier, Staut, Bost, Leprevost | 2020: (Schweden SWE) von Eckermann, Baryard-Johnsson, Fredricson
V Deutsche Fahnenträger bei Olympischen SpielenSommer |
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Winter |
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1947: Gottfried von Cramm | 1948: Gottfried von Cramm | 1949: Georg Meier | 1950: Herbert Klein | 1951: Paul Falk und Ria Baran-Falk | 1952: Karl Kling | 1953: Werner Haas | 1954: Heinz Fütterer | 1955: Hans Günter Winkler | 1956: Hans Günter Winkler | 1957: Manfred Germar | 1958: Fritz Thiedemann | 1959: Martin Lauer | 1960: Georg Thoma | 1961: Wolfgang Graf Berghe von Trips | 1962: Gerhard Hetz | 1963: Gerhard Hetz | 1964: Willi Holdorf | 1965: Hans-Joachim Klein | 1966: Rudi Altig | 1967: Kurt Bendlin | 1968: Franz Keller | 1969: Hans Fassnacht | 1970: Hans Fassnacht | 1971: Hans Fassnacht | 1972: Klaus Wolfermann | 1973: Klaus Wolfermann | 1974: Eberhard Gienger | 1975: Peter-Michael Kolbe | 1976: Gregor Braun | 1977: Dietrich Thurau | 1978: Eberhard Gienger | 1979: Harald Schmid | 1980: Guido Kratschmer | 1981: Toni Mang | 1982: Michael Groß | 1983: Michael Groß | 1984: Michael Groß | 1985: Boris Becker | 1986: Boris Becker | 1987: Harald Schmid | 1988: Michael Groß | 1989: Boris Becker | 1990: Boris Becker | 1991: Michael Stich | 1992: Dieter Baumann | 1993: Henry Maske | 1994: Markus Wasmeier | 1995: Michael Schumacher | 1996: Frank Busemann | 1997: Jan Ullrich | 1998: Georg Hackl | 1999: Martin Schmitt | 2000: Nils Schumann | 2001: Erik Zabel | 2002: Sven Hannawald | 2003: Jan Ullrich | 2004: Michael Schumacher | 2005: Ronny Ackermann | 2006: Michael Greis | 2007: Fabian Hambüchen | 2008: Matthias Steiner | 2009: Paul Biedermann | 2010: Sebastian Vettel | 2011: Dirk Nowitzki | 2012: Robert Harting | 2013: Robert Harting | 2014: Robert Harting | 2015: Jan Frodeno | 2016: Fabian Hambüchen | 2017: Johannes Rydzek | 2018: Patrick Lange | 2019: Niklas Kaul | 2020: Leon Draisaitl | 2021: Alexander Zverev | 2022: Niklas Kaul | 2023: Lukas Dauser
Siehe auch: Sportler des Jahres (Deutschland) Normdaten (Person): GND: 118621912 | VIAF: 69722656 |Personendaten | |
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NAME | Thiedemann, Fritz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Springreiter |
GEBURTSDATUM | 3. März 1918 |
GEBURTSORT | Heide |
STERBEDATUM | 8. Januar 2000 |
STERBEORT | Heide |