Rosemarie Fendel

Rosemarie Fendel im Hörspielstudio (1986)

Rosemarie Fendel (* 25. April 1927 in Koblenz-Metternich; † 13. März 2013 in Frankfurt am Main) war eine deutsche Schauspielerin, Synchron- und Hörspielsprecherin, die gelegentlich als Theaterregisseurin und Schauspiellehrerin arbeitete. Als Drehbuchautorin verwendete sie zeitweise das Pseudonym Jan Gutova.

Leben

Rosemarie Fendels Eltern trennten sich, als sie zwei Jahre alt war. Ihr Vater war Studienrat. Ihre Mutter stammte aus Böhmen, wo Fendel vom zwölften bis zum 18. Lebensjahr lebte. Sie besuchte das Gymnasium in Graslitz. Während ihrer Schulzeit leitete sie eine Kindertheatergruppe.

Fendel war in erster Ehe mit dem Schauspieler und Regisseur Hans von Borsody verheiratet. Ihre aus dieser Ehe stammende Tochter Suzanne von Borsody (* 1957) ergriff ebenfalls den Schauspielberuf und betätigt sich als Sprecherin. Lange lebte Fendel mit dem Regisseur Johannes Schaaf zusammen.

Rosemarie Fendel starb am 13. März 2013 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 85 Jahren in ihrem Frankfurter Haus. Sie lebte zuletzt in Frankfurt-Höchst im östlichen Seitenflügel des Bolongaropalastes und wurde auf dem Friedhof Höchst bestattet.

Karriere

Schauspiel und Lesungen

Nach dem Abitur nahm Fendel privaten Schauspielunterricht bei Maria Koppenhöfer und debütierte 1947 an den Münchner Kammerspielen in der Rolle eines Blumenmädchens in Girodoux’ Die Irre von Chaillot.

Bis 1950 war sie an den Münchner Kammerspielen fest engagiert und im Anschluss bis 1953 am Landestheater Tübingen, wo sie u. a. den Cherubino in Die Hochzeit des Figaro von Beaumarchais und die Eliza Doolittle in George Bernard Shaws Pygmalion interpretierte. Danach spielte sie unter Intendant Gustaf Gründgens am Düsseldorfer Schauspielhaus. Weitere Bühnenstationen waren das Landestheater Darmstadt im Jahr 1957 und später das Bayerische Staatsschauspiel. 1980/1981 ging sie ans Schauspiel Frankfurt, wo ihr damaliger Lebenspartner Schaaf Intendant war und das Mitbestimmungstheater kurz vor dem Ende stand.

Zwischen 1956 und 2013 wirkte sie in über 175 Film- und Fernsehproduktionen und schrieb überdies Drehbücher für Filme und Fernsehspiele, wie 1986 für Momo. Für ihre Rolle in dem im Jahr 2003 auf dem Filmfest Hamburg uraufgeführten Fernsehfilm Mensch Mutter spielte Fendel eine an einer paranoiden Schizophrenie leidende Mutter, wofür sie 2005 gemeinsam mit Suzanne von Borsody mit dem DIVA Award ausgezeichnet wurde. Im Januar 2013 war sie in dem ZDF-Dreiteiler Das Adlon. Eine Familiensaga als Erzählerin der Rahmengeschichte letztmals als Schauspielerin zu sehen.

Daneben beschäftigte sich Fendel auch mit literarisch-musikalischen Projekten. Mit Olaf Van Gonnissen (Gitarre) trat sie im Duo auf; mit Willy Freivogel (Flöte), Rainer Schumacher (Klarinette) und Sigi Schwab (Gitarre) gestaltete sie eine Goethe-Lesung, mit ihrer Tochter Suzanne von Borsody und dem Duo Freivogel/Schwab ein Mascha-Kaléko-Projekt.

Synchronisation und Hörspielarbeiten

Ab 1948 war Rosemarie Fendel umfangreich in der Synchronisation tätig. Dabei avancierte sie für lange Zeit zur deutschen Standard-Synchronstimme für Elizabeth Taylor (unter anderem in Cleopatra, Die Stunde der Komödianten oder Unternehmen Entebbe) und Jeanne Moreau (unter anderem in Die Braut trug schwarz oder Viva Maria!). Daneben lieh sie ihre Stimme auch Gina Lollobrigida in Brot, Liebe und Fantasie, Simone Signoret in Die Teuflischen, Debra Paget in Der Tiger von Eschnapur oder Angie Dickinson in Der Schatten des Giganten. In der Columbo-Folge Klatsch kann tödlich sein war sie die Synchronstimme für Anne Baxter.

Sie war auch eine viel beschäftigte Hörspielsprecherin. Zu ihren bekanntesten Rollen gehörte die Darstellung der Steve Temple in der achtteiligen Produktion Paul Temple und der Conrad-Fall, die der Bayerische Rundfunk 1959 unter der Regie von Willy Purucker herstellte. Es war das einzige Paul-Temple-Hörspiel, das der BR produzierte.

Filmografie

Spielfilme

Kino Fernsehen

Fernsehserien

Synchron- und Sprechrollen (Auswahl)

Hörspiele

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dieter Bartetzko: Zum Tod von Rosemarie Fendel: Als habe die Zeit keine Macht über sie. In: FAZ.net. 14. März 2013, abgerufen am 3. November 2019. 
  2. Rosemarie Fendel im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. Gestorben: Rosemarie Fendel. In: Der Spiegel 12/2013. 18. März 2013, S. 154, abgerufen am 3. November 2019. 
  4. Klaus Nerger: Rosemarie Fendel. In: knerger.de. 24. April 2019, abgerufen am 3. November 2019. 
  5. Frank Conrad: Es ist spät geworden. In: Deutschlandfunk-Kultur-Sendung Hörspiel und Feature. 2. Oktober 2005, abgerufen am 3. November 2019. 
Preisträger der Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main

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Normdaten (Person): GND: 124725287 | LCCN: no2007115730 | VIAF: 47702116 |