Kawabata Yasunari

Kawabata (1938) Gedenkstein an Kawabatas Geburtsort

Kawabata Yasunari (japanisch 川端 康成, Kawabata Yasunari; * 11. Juni 1899 in Osaka; † 16. April 1972 in Zushi) war ein japanischer Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger 1968.

Von dem Preisgeld verleiht seit 1974 die Kawabata-Gedenk-Stiftung (川端康成記念会, Kawabata-Yasunari-Kinenkai) den Kawabata-Yasunari-Literaturpreis.

Leben

Kawabata Yasunari (1932)

Kawabata wurde 1899 als Sohn eines Arztes in Osaka geboren. Mit zwei Jahren verlor er seinen Vater und wurde nur ein Jahr später zur Vollwaise. Mit seiner Schwester zog er zu seinen Großeltern väterlicherseits. Seine weitere Kindheit war durch die Verluste naher Familienmitglieder von tiefer Einsamkeit gekennzeichnet, die seinen späteren Schreibstil maßgeblich geprägt hat. Mit neun Jahren verlor er auch seine einzige Schwester, deren Tod von dem seiner Tante und seiner Großmutter gefolgt war.

Als 1914 auch Kawabatas Großvater starb, begann er ein Tagebuch zu führen. Er musste seine Schulbildung von nun an in einem Internat fortsetzen. 1916 begann er für Zeitschriften zu schreiben.

Von 1920 bis 1924 studierte er an der Universität Tokio, wo er zusammen mit Yokomitsu Riichi das neo-impressionistische Journal Bungei Jidai (Das künstlerische Zeitalter) gründete. 1926/27 veröffentlichte er seine erste Novelle, das semi-autobiografische Meisterwerk Die Tänzerin von Izu (伊豆の踊り子, Izu no odoriko) zunächst in der Zeitschrift Das künstlerische Zeitalter.

Er begann seine wohl berühmteste Erzählung Schneeland (雪国, Yukiguni) bereits 1935. Die Liebesgeschichte spielt in einem Kurort mit heißer Quelle in der Region Zaō und wurde erst 1948 abgeschlossen.

Von 1948 bis 1965 war Kawabata Präsident des japanischen P.E.N.-Clubs, seit 1953 Präsident der japanischen Akademie. 1961 wurde er mit dem Kulturorden ausgezeichnet, 1968 erhielt er den Literaturnobelpreis „für seine Erzählkunst, die mit feinem Gefühl japanisches Wesen und dessen Eigenart ausdrückt“.

Nach einem gescheiterten Putsch beging sein enger Freund Mishima Yukio 1970 einen rituellen Suizid (durch Seppuku). Kawabatas Biografen (einschließlich Takeo Okuno) sehen hier ein mögliches Motiv für seinen eigenen Suizid. Er nahm sich zwei Jahre später im Alter von 72 Jahren durch Vergasen das Leben.

Yasunari Kawabata war 1968 der erste japanische Träger des Nobelpreises für Literatur, dessen Werk in einer nichteuropäischen Sprache verfasst war. Vor Kawabatas Auszeichnung war lediglich einem anderen Asiaten, dem Inder Rabindranath Tagore, der Literatur-Nobelpreis verliehen worden. Erst 26 Jahre später wurde mit Kenzaburō Ōe erneut ein japanischer Schriftsteller mit dem begehrten Preis ausgezeichnet.

Porträt und Ehrungen

Werke

Kawabatas Erstlingswerk war 1926 Izu no odoriko (Die Tänzerin von Izu). Seine Novelle Yukiguni (Schneeland, 1937) erzählt die Geschichte einer Liebesbeziehung zwischen einem Tokioter Geschäftsmann und einer Geisha in einem entlegenen Onsen-Ort. Die Verbindung zwischen der Geisha, Komako, und dem männlichen Protagonisten, Shimamura, einem wohlhabenden Müßiggänger und Ästheten, ist jedoch zum Scheitern verurteilt. Yukiguni wurde schon kurz nach Veröffentlichung zum Klassiker und etablierte Kawabata als einen der führenden japanischen Schriftsteller. In Senbazuru (Tausend Kraniche) führte er einige Themen aus diesem Werk fort. In Meijin (engl. The Master of Go, übersetzt von Edward G. Seidensticker, dt. meijin, aus dem Englischen übersetzt von Felix Heisel) von 1954 beschreibt er die Partie des letzten Hon’inbō Shūsai gegen den jungen Minoru Kitani. Für Yama no oto (Ein Kirschbaum im Winter) erhielt er 1954 den Noma-Literaturpreis.

Typisch für das Werk Kawabatas ist die fragmentarische Veröffentlichungsweise seiner Romane, die zunächst oft in Form von Skizzen in verschiedenen Zeitschriften erschienen. Erst nach verschiedenen Überarbeitungen erschienen diese Fragmente in einem Band. Kawabatas Sprache zeugt von höchster Sensibilität, hoher Intuition und großer Originalität. Dialoge verstummen oft nach Andeutungen, Bildfolgen sind gleichsam musikalisch komponiert. Die Traurigkeit des Menschen bei äußerem Unbeteiligtsein, ausführliche erotische Szenen, weibliche Schönheit, die Magie altjapanischer Traditionen und Mythen und vor allem die Paradoxie des passiven Akteurs prägen sein Werk, das als schwer übersetzbar gilt.

Romane

Kawabata mit seiner Frau Hideko (秀子) (links) und ihrer jüngeren Schwester Kimiko (君子) (rechts) im Jahr 1930 Kawabata bei der Arbeit in seinem Haus in Hase, Kamakura, 1946

Handtellergeschichten, Erzählungen

Literarische Werke in Sammelausgaben

Essays, sonstige Werke

Verfilmungen (Auswahl)

Veröffentlichungen, die literarische Werke Kawabatas enthalten

Sekundärliteratur

Weblinks

Commons: Kawabata Yasunari – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkung

  1. lt. Eintrag im Familienregister wurde er am 14. Juni 1899 geboren

Einzelnachweise

  1. a b c Kawabata Yasunari. Japanese author Encyclopædia Britannica, aufgerufen am 2. Februar 2022
  2. a b c The Nobel Prize in Literature 1968. Abgerufen am 2. Februar 2022 (englisch). 
  3. Donald Keene: Five Modern Japanese Novelists. Columbia University Press, Columbia 2005, ISBN 978-0-231-12611-3, S. 26. 
  4. „Man kann sie nicht mehr ignorieren“ Deutschlandfunk, aufgerufen am 2. Februar 2022
  5. Honorary Members: Yasunari Kawabata. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 12. März 2019. 
  6. Wenn der Teekessel singt. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net ). 
  7. Bunkichi Fusimori: Leben von Werk von Yasunari Kawabata, in: Yasunari Kawabata: Die Tänzerin von Izu, Tausend Kraniche und andere ausgewählte Werke, Zürich o. J., S. 23–33.
  8. Ralph-Rainer Wuthenows Rezension, die am 1. März 2000 im Hessischen Rundfunk gesendet wurde, findet sich in geringfügig überarbeiteter Fassung in: Hefte für Ostasiatische Literatur Nr. 28 (Mai 2000), S. 84–86.
  9. Ein Verriss der Zweitübersetzung von Jürgen Stalph findet sich in: Hefte für Ostasiatische Literatur Nr. 39 (November 2005), S. 96–98; Johanna Alena Braun vergleicht in Nr. 57 (November 2014), S. 95–107, beide Übersetzungen unter narratologischen Aspekten, wobei sie in beiden Schwächen sieht.
  10. Kawabata schrieb den Essay auf Oahu, Hawai'i, als er sich dort auf Einladung des Kahala Hilton Hotels aufhielt, s. Gillian Tett: Saving the Sun. How Wall Street mavericks shook up Japan's financial world and made billions. HarperCollins Publishers. New York 2003. ISBN 0-06-055424-X. S. 41.
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Japanischer Name: Wie in Japan üblich, steht in diesem Artikel der Familienname vor dem Vornamen. Somit ist Kawabata der Familienname, Yasunari der Vorname. Normdaten (Person): GND: 118776940 | LCCN: n81097752 | NDL: 00028570 | VIAF: 97450170 |