Ulrike Nasse-Meyfarth

Ulrike Nasse-Meyfarth, teilweise auch Ulrike Nasse (* 4. Mai 1956 in Frankfurt am Main; geborene Ulrike Meyfarth), ist eine zweimalige deutsche Olympiasiegerin im Hochsprung.

Leben

Ulrike Meyfarth besuchte das Gymnasium Rodenkirchen in Köln. Sie wurde 1971 im Alter von 15 Jahren bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften Zweite im Hochsprung. Sie bestätigte den Erfolg im Folgejahr und qualifizierte sich als Drittplatzierte für die Olympischen Spiele in München.

Olympische Sommerspiele 1972

Im olympischen Wettkampf 1972 war die damals 16-Jährige eine der wenigen Athletinnen, die den vier Jahre zuvor vom US-amerikanischen Hochspringer Dick Fosbury erstmals gezeigten Fosbury-Flop sprangen. Vor heimischem Publikum steigerte Meyfarth ihre persönliche Bestleistung, die zuvor bei 1,85 Meter gelegen hatte, um fünf Zentimeter. Mit übersprungenen 1,90 Meter sicherte sie sich die Goldmedaille vor der Bulgarin Jordanka Blagoewa und der Österreicherin Ilona Gusenbauer. Als der Olympiasieg bereits feststand, ließ Meyfarth die Latte auf die Weltrekordhöhe von 1,92 Meter legen. Auch diese Höhe meisterte sie und stellte damit den bestehenden Weltrekord ein. An der neuen Weltrekordhöhe von 1,94 Meter scheiterte sie hingegen dreimal. Meyfarth ist bis dato die jüngste Leichtathletik-Olympiasiegerin in einem Einzelwettbewerb.

In den Jahren nach ihrem überraschenden Sieg geriet sie in eine sportliche Krise. Ihre Sprünge besaßen nicht mehr die gewohnte Konstanz, ihre persönliche Bestleistung konnte sie bis 1978 nicht steigern. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal qualifizierte sie sich nicht für das Finale, bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 1974 in Rom und 1978 in Prag belegte sie einen siebten und einen fünften Platz. An den Olympischen Spielen 1980 in Moskau durfte sie wegen des Olympiaboykotts nicht teilnehmen.

Deutsche Meisterin und internationales Comeback

Meyfarth war deutsche Meisterin in den Jahren 1973, 1975, 1979, 1980, 1981, 1982 und 1983.

1982 schaffte Meyfarth ein Comeback auf internationaler Ebene. Bei den Europameisterschaften in Athen siegte sie mit einem Weltrekord (2,02 m). Im Jahr darauf holte sie bei den Weltmeisterschaften in Helsinki nach einem Duell mit der Russin Tamara Bykowa die Silbermedaille. Am 21. August 1983 steigerten bei einem Leichtathletik-Meeting in London sowohl Meyfarth als auch Bykowa den Weltrekord auf 2,03 m. Vier Tage später legte Bykowa einen weiteren Zentimeter nach.

Olympische Sommerspiele 1984

Die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles waren der letzte große Wettbewerb, an dem Meyfarth teilnahm. Am Ende setzte sie sich mit übersprungenen 2,02 m gegen die Titelverteidigerin, Sara Simeoni aus Italien, durch und gewann ihre zweite olympische Goldmedaille zwölf Jahre nach München. Allerdings waren aufgrund des Olympiaboykotts der Ostblockstaaten einige aussichtsreiche Mitbewerberinnen nicht am Start, darunter Tamara Bykowa.

Zum Zeitpunkt ihres zweiten Triumphes war Meyfarth zugleich die jüngste und die älteste Hochsprung-Olympiasiegerin in der Geschichte der Olympischen Spiele. (Seit 2016 wird der Rekord der ältesten Olympiasiegerin im Hochsprung von der Spanierin Ruth Beitia gehalten, die bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro im Alter von 37 Jahren Gold gewann.)

Bei der Schlussfeier war sie die Fahnenträgerin der deutschen Mannschaft in Los Angeles.

Nach der Karriere

1987 heiratete Ulrike Meyfarth den Kölner Rechtsanwalt Roland Nasse. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor. Nasse-Meyfarth lebt mit ihrem Ehemann in Odenthal im Bergischen Land nahe Köln. Sie studierte an der Deutschen Sporthochschule Köln, ist Diplom-Sportlehrerin und seit 1997 als Trainerin beim TSV Bayer 04 Leverkusen und Talentscout beschäftigt (Stand 2019).

Ulrike Nasse-Meyfarth als Talentscout an einer Lever­kusener Schule (2017)

Meyfarth ist Mitglied im Kuratorium der Sportstiftung NRW. Sie engagiert sich ehrenamtlich für krebskranke Kinder und setzt sich seit 2016 als Botschafterin des Vereins Hits fürs Hospiz für die ambulante psychosoziale Betreuung lebensverkürzend erkrankter Kinder und Jugendlicher und deren Familien ein. Sie ist Mitglied des Fördervereins sowie Botschafterin der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.

Trivia

Ulrike Meyfarth ist 1,88 m groß und wog in ihrer aktiven Zeit 70 kg. Die Stadt Wesseling hat eines ihrer Stadien nach ihr benannt.

1983 stand sie dem umstrittenen Bildhauer Arno Breker für eine Plastik Modell.

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

Literatur

Weblinks

Commons: Ulrike Nasse-Meyfarth – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Auf Jungs konnte ich verzichten. In: Die Welt. 1. Mai 2016 (welt.de).
  2. Website der Deutschen Sporthochschule Köln: Bekannte Studierende und Alumni der Deutschen Sporthochschule Köln.
  3. Hits fürs Hospiz e. V.
  4. Ulrike Meyfarth. In: Spiegel Online. 2. Oktober 1983, abgerufen am 27. Januar 2024. 
  5. Verdienstordenträgerinnen und -träger seit 1986. (PDF) Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Oktober 2019; abgerufen am 11. März 2017. 
  6. Nasse-Meyfarth lehnt Aufnahme in die Hall of Fame der Leichtathletik ab sports.yahoo.com, 7. November 2015.
Olympiasiegerinnen im Hochsprung

1928: Kanada 1921 Ethel Catherwood | 1932: Vereinigte Staaten 48 Jean Shiley | 1936: Ungarn 1918 Ibolya Csák | 1948: Vereinigte Staaten 48 Alice Coachman | 1952: Sudafrika 1928 Esther Brand | 1956: Vereinigte Staaten 48 Mildred McDaniel | 1960: Rumänien 1952 Iolanda Balaș | 1964: Rumänien 1952 Iolanda Balaș | 1968: Tschechoslowakei Milena Rezková | 1972: Deutschland Bundesrepublik Ulrike Meyfarth | 1976: Deutschland Demokratische Republik 1949 Rosemarie Ackermann | 1980: ItalienItalien Sara Simeoni | 1984: Deutschland Bundesrepublik Ulrike Meyfarth | 1988: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Louise Ritter | 1992: Deutschland Heike Henkel | 1996: Bulgarien Stefka Kostadinowa | 2000: RusslandRussland Jelena Jelessina | 2004: RusslandRussland Jelena Slessarenko | 2008: Belgien Tia Hellebaut | 2012: RusslandRussland Anna Tschitscherowa | 2016: SpanienSpanien Ruth Beitia | 2020: Olympia Marija Lassizkene

V Deutsche Fahnenträger bei Olympischen Spielen
Sommer
Deutsches Kaiserreich Deutsches Reich

1896–1904 keine Fahnenträger • 1906 Georg Hax • 1908 Wilhelm Kaufmann • 1912 Karl Halt

Deutsches Reich Deutsches Reich

1920/24 keine Teilnahme • 1928 Ernst Paulus • 1932 Georg Gehring

Deutsches Reich Deutsches Reich NS

1936 Hans Fritsch

Unter alliierter Besatzung Deutschland 1946

1948 keine Teilnahme

Deutschland Deutschland Bundesrepublik

1952 Friedel Schirmer

Saarland Saarland 1947

1952 Toni Breder

Gesamtdeutsche Mannschaft Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956

1956 Karl-Friedrich Haas (E) / Klaus Richtzenhain (S) • Reiterspiele: Fritz Thiedemann (E) / Schwedische Reiterjugend (S)

Gesamtdeutsche Mannschaft Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch

1960 Fritz Thiedemann (E) / Ingrid Krämer (S) • 1964 Ingrid Engel-Krämer (E) / Bernhard Britting (S)

BR Deutschland Deutschland BR

1968 Wilfried Dietrich (E) / Ingrid Becker (S) • 1972 Detlef Lewe (E) / Carsten Keller (S) • 1976 Hans Günter Winkler (E) / Annegret Richter (S) • 1980 keine Teilnahme • 1984 Willi Kuhweide (E) / Ulrike Meyfarth (S) • 1988 Reiner Klimke (E) / Anja Fichtel (S)

DDR Deutschland Demokratische Republik 1949

1968 Karin Balzer (E) / Dieter Schubert (S) • 1972 Manfred Wolke (E) / Renate Stecher (S) • 1976 Hans-Georg Reimann (E) / Ruth Fuchs (S) • 1980 Kristina Richter (E) / Waldemar Cierpinski (S) • 1984 keine Teilnahme • 1988 Ulf Timmermann (E) / Olaf Heukrodt (S)

Deutschland Deutschland

1992 Manfred Klein (E) / Nicole Uphoff (S) • 1996 Arnd Schmitt (E) / Birgit Fischer (S) • 2000 Birgit Fischer (E) / Heike Drechsler (S) • 2004 Ludger Beerbaum (E) / Kathrin Boron (S) • 2008 Dirk Nowitzki (E) / Katrin Wagner-Augustin (S) • 2012 Natascha Keller (E) / Kristof Wilke (S) • 2016 Timo Boll (E) / Sebastian Brendel (S) • 2020 Laura Ludwig, Patrick Hausding (E) / Ronald Rauhe (S)

Winter
Deutsches Reich Deutsches Reich

1924 keine Teilnahme • 1928 Karl Neuner • 1932 Martin Schröttle

Deutsches Reich Deutsches Reich NS

1936 Georg von Kaufmann

Unter alliierter Besatzung Deutschland 1946

1948 keine Teilnahme

Deutschland Deutschland Bundesrepublik

1952 Helmut Böck

Saarland Saarland 1947

1952 keine Teilnahme • 1956 Gesamtdeutsche Mannschaft

Gesamtdeutsche Mannschaft Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956

1956 Andreas Ostler

Gesamtdeutsche Mannschaft Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch

1960 Helmut Recknagel (E) / Georg Thoma (S) • 1964 Georg Thoma (E) / Ortrun Enderlein (S)

BR Deutschland Deutschland BR

1968 Hans Plenk (E) / Franz Keller (S) • 1972 Walter Demel (E) / Wolfgang Zimmerer (S) • 1976 Wolfgang Zimmerer (E) / Rosi Mittermaier (S) • 1980 Urban Hettich (E) / Irene Epple (S) • 1984 Monika Pflug (E) / Peter Angerer (S) • 1988 Peter Angerer (E) / Fritz Fischer (S)

DDR Deutschland Demokratische Republik 1949

1968 Thomas Köhler (E) / Klaus-Michael Bonsack (S) • 1972 Klaus-Michael Bonsack (E) / Wolfgang Scheidel (S) • 1976 Meinhard Nehmer (E) / Ulrich Wehling (S) • 1980 Jan Hoffmann (E) / Frank Ullrich (S) • 1984 Frank Ullrich (E) / Karin Enke (S) • 1988 Frank-Peter Roetsch (E) / Christa Rothenburger (S)

Deutschland Deutschland

1992 Wolfgang Hoppe (E) / Antje Misersky (S) • 1994 Mark Kirchner (E) / Claudia Pechstein (S) • 1998 Jochen Behle (E) / Gunda Niemann (S) • 2002 Hilde Gerg (E) / Georg Hackl (S) • 2006 Kati Wilhelm (E) / Claudia Pechstein (S) • 2010 André Lange (E) / Magdalena Neuner (S) • 2014 Maria Höfl-Riesch (E) / Felix Loch (S) • 2018 Eric Frenzel (E) / Christian Ehrhoff (S) • 2022 Claudia Pechstein, Francesco Friedrich (E) / Thorsten Margis (S)

(E) = Eröffnungsfeier, (S) = Schlussfeier Europameisterinnen im Hochsprung

1938: Ibolya Csák | 1946: Anne-Marie Colchen | 1950: Sheila Alexander | 1954: Thelma Hopkins | 1958: Iolanda Balaș | 1962: Iolanda Balaș | 1966: Taissija Tschentschik | 1969: Milena Rezková | 1971: Ilona Gusenbauer | 1974: Rosemarie Witschas | 1978: Sara Simeoni | 1982: Ulrike Meyfarth | 1986: Stefka Kostadinowa | 1990: Heike Henkel | 1994: Britta Bilač | 1998: Monica Dinescu | 2002: Kajsa Bergqvist | 2006: Tia Hellebaut | 2010: Blanka Vlašić | 2012: Ruth Beitia | 2014: Ruth Beitia | 2016: Ruth Beitia | 2018: Marija Lassizkene | 2022: Jaroslawa Mahutschich

Logo der European Athletic Association (EAA) Halleneuropameisterinnen im Hochsprung

Europäische Hallenspiele
1966Iolanda Balaș | 1967Taissija Tschentschik | 1968Rita Schmidt | 1969Rita Schmidt

Halleneuropameisterschaften
1970Ilona Gusenbauer | 1971Milada Karbanová | 1972Rita Schmidt | 1973Jordanka Blagoewa | 1974Rosemarie Witschas | 1975Rosemarie Ackermann | 1976Rosemarie Ackermann | 1977Sara Simeoni | 1978Sara Simeoni | 1979Andrea Mátay | 1980Sara Simeoni | 1981Sara Simeoni | 1982Ulrike Meyfarth | 1983Tamara Bykowa | 1984Ulrike Meyfarth | 1985Stefka Kostadinowa | 1986Andrea Bienias | 1987Stefka Kostadinowa | 1988Stefka Kostadinowa | 1989Galina Astafei | 1990Heike Henkel | 1992Heike Henkel | 1994Stefka Kostadinowa | 1996Alina Astafei | 1998Monica Iagăr | 2000Kajsa Bergqvist | 2002Marina Kupzowa | 2005Anna Tschitscherowa | 2007Tia Hellebaut | 2009Ariane Friedrich | 2011Antonietta Di Martino | 2013Ruth Beitia | 2015Marija Kutschina | 2017Airinė Palšytė | 2019Marija Lassizkene | 2021Jaroslawa Mahutschich | 2023Jaroslawa Mahutschich

Deutschlands Sportlerin des Jahres

1947: Marga Petersen | 1948: Mirl Buchner-Fischer | 1949: Lena Stumpf | 1950: Ria Baran-Falk | 1951: Ria Baran-Falk | 1952: Ria Baran-Falk | 1953: Christa Seliger | 1954: Ursula Happe | 1955: Helene Kienzle | 1956: Ursula Happe | 1957: Wiltrud Urselmann | 1958: Marianne Werner | 1959: Marika Kilius | 1960: Ingrid Krämer | 1961: Heidi Schmid | 1962: Jutta Heine | 1963: Ursel Brunner | 1964: Roswitha Esser und Annemarie Zimmermann | 1965: Helga Hoffmann | 1966: Helga Hoffmann und Karin Frisch | 1967: Liesel Westermann | 1968: Ingrid Becker | 1969: Liesel Westermann | 1970: Heide Rosendahl | 1971: Ingrid Mickler-Becker | 1972: Heide Rosendahl | 1973: Uta Schorn | 1974: Christel Justen | 1975: Ellen Wellmann | 1976: Rosi Mittermaier | 1977: Eva Wilms | 1978: Maria Epple | 1979: Christa Kinshofer | 1980: Irene Epple | 1981: Ulrike Meyfarth | 1982: Ulrike Meyfarth | 1983: Ulrike Meyfarth | 1984: Ulrike Meyfarth | 1985: Cornelia Hanisch | 1986: Steffi Graf | 1987: Steffi Graf | 1988: Steffi Graf | 1989: Steffi Graf | 1990: Katrin Krabbe | 1991: Katrin Krabbe | 1992: Heike Henkel | 1993: Franziska van Almsick | 1994: Katja Seizinger | 1995: Franziska van Almsick | 1996: Katja Seizinger | 1997: Astrid Kumbernuss | 1998: Katja Seizinger | 1999: Steffi Graf | 2000: Heike Drechsler | 2001: Hannah Stockbauer | 2002: Franziska van Almsick | 2003: Hannah Stockbauer | 2004: Birgit Fischer | 2005: Uschi Disl | 2006: Kati Wilhelm | 2007: Magdalena Neuner | 2008: Britta Steffen | 2009: Steffi Nerius | 2010: Maria Riesch | 2011: Magdalena Neuner | 2012: Magdalena Neuner | 2013: Christina Obergföll | 2014: Maria Höfl-Riesch | 2015: Christina Schwanitz | 2016: Angelique Kerber | 2017: Laura Dahlmeier | 2018: Angelique Kerber | 2019: Malaika Mihambo | 2020: Malaika Mihambo | 2021: Malaika Mihambo | 2022: Gina Lückenkemper | 2023: Denise Herrmann-Wick

Normdaten (Person): GND: 11858197X | VIAF: 37708853 |